Donnerstag, 16. Oktober 2014

Kambodscha

Hallo meine Lieben :-)

Ich komme nun endlich dazu meine Kambodscha Erlebnisse mit euch zu teilen!
Wie schon vorher mal erwähnt, ging es für mich und 8 weitere Personen (darunter Tante Anina, Onkel Harry, Kusine Ellie, Cousin Lucas (zusammen Familie Findling), Pfarrerstochter Charley (16), Schwestern Grace und Joy (28,26) und unser "Leader" Brett) Anfang Oktober nach Kambodscha. Die ganze Sache ging offiziell von der Kirche aus und war ein "Missionary Trip".

1975 kamen in Kambodscha die Roten Khmer an die Macht unter dem Führer Pol Pot, deren Ziel es war die Gesellschaft mit Gewalt in einen Agrarkommunismus überzuführen. Wie ich das richtig verstanden habe, wollte Pol Pot der einzig schlaue Mann im Reich sein und es wurden planmäßig alle Wohlhabenden, Intellektuellen, Mediziner, Lehrer usw eingesperrt, gefoltert und auf den sogenannten Killing Fields auf grausame Art und Weise ermordet. Insgesamt spricht man von circa 3 Millionen Opfern und das Land ist immer noch dabei sich davon zu erholen und wieder eine stabile Lage aufzubauen. Leider aufgrund der Geschichte eben von extremer Armut geprägt!
Unser Plan war es den Menschen dort näherzukommen und weitmöglichst zu helfen, dabei haben wir lokale Gemeinden und Schulen angeplant! Wir wurden schon lange vorher auf die Reise vorbereitet, weil die dort eben ihre eigene bzw eine andere Kultur haben und wir uns da anpassen wollten.
Das hieß für uns: konservative Kleidung (Knie und Schulter bedeckt, dabei sollte angemerkt warden DASS ES DORT EXTREM HUMID UND HITZIG IST), keine Köpfe oder bestimmte Menschen berühren, keine Fußunterseite auf Menschen zeigen also immer Richtung Boden, keine negativen Emotionen in der Öffentlichkeit zeigen (schon gar nicht wenn man von Essen oder sonstigem angeekelt war - was immer wieder mal vorkam) usw.

Am 29. September startete die Reise mit der Findling Familie, Charley und mir. Wir flogen von Perth nach Kuala Lumpur, dort übernachteten wir in einem Hotel und schauten uns vor dem Weiterflug noch die Twin Towers in der Stadt an.



Dann ging es nach Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha. Dort kamen wir in ein Hotel mit Rooftop-Pool und einer tollen Aussicht über die Stadt bei Nacht.


Am Mittwoch ging es dann los auf einen dreitägigen Roadtrip durch das Land, was richtig cool war! Wir fuhren 3-8 Stunden am Tag und unsere Stops waren Battambang und Siem Reap. In Battam Bang wurden wir von einer Bekannten rumgeführt und abends mit zu einer Community Night genommen und in Siem Reap haben wir ein paar von den 600 Jahre alten Steintempeln besichtigt.


Straßenverkehr in Kambodscha ist pures Chaos! Straßenregeln gibt es kaum welche und die werden dann nicht beachtet, jeder schlängelt sich seinen Weg durch Kreuzungen, 90% sind Motorräder und Roller und das wichtigste am Auto ist die Hupe, weil die wird mind. 300x die Stunde gebraucht! Jedoch nicht um zu schimpfen oder anderen zu verklinkern, dass sie was falsch gemacht haben sondern einfach nur nebenbei nach dem Motto : "Achtung ich komme und ich fahr weiter egal ob ihr Platz macht oder nicht!"
Am Freitag Abend kamen wir dann wieder in Phnom Penh an, wo wir die restlichen Team-Mitglieder antrafen. Zusammen ging es noch in ein BBQ Lokal und danach in den Pool.
Samstag (04.10.) ging es nach dem Frühstück in einem TukTuk in ein Genocide Museum über die Geschichte Kambodschas, was sehr bewegend war. Dann zu den riesigen Russian Markets, wo es viel und billige Ware gab zum shoppen und Mittagessen gab es in einem Café, das jungen Frauen half aus der Sex Sklaverei rauszukommen. Also leckeres Essen für einen guten Zweck!
Weiter im Programm ging es zu einem Jugendtreff einer Kirche, wo wir mit den Jugendlichen sangen, Spiele spielten und redeten. Abends ging es in ein Lokal, wo wir eine Tarantel (riesige und haarige Spinne) erst halten und dann gebraten essen durften. Weiter auf der Speisekarte stand irgendein Gericht mit Ameisen (Feuer und normal), Schweineinnereien, Fliegen und Froschteile. Jeder durfte mal probieren :-)



Am Sonntag ging es in die Kirche von dem Jugentreff, was ganz anders war als man sich das jetzt vielleicht vorstellt. Es wurde viel gesungen und es war alles wesentlich aktiver und sehr motivierend. Alles sehr persönlich und informell, hatte Charakter!
Nachdem wir danach noch ein wenig Zeit mit den Jugendlichen verbracht haben ging es mit der Fähre noch zu einer anderen Kirche, die von der Mounty Church (Kirche in Perth von der aus der Trip organisiert ist) sehr unterstützt wird. Dort wurde für uns gekocht und die Kinder dort waren alle noch viel kleiner (2-15). Wir haben viel Zeit mit ihnen verbracht und gespielt, Gesichter bemalt, Ballons aufgeblasen und zu Tieren geformt, Bilder gemalt usw...




Am Montag ging es nochmal mit Fähre und Motorrädern zu der Kirche mit den vielen kleinen Kindern. Dort wurde uns zuerst die Schule gezeigt, die gerade gebaut wurde und die Stiftung von Mounty Church. Danach wurden wir auf einem 2-3 stündigen Spaziergang um die Dörfer geführt. Die Menschen dort lebten wirklich nur mit dem nötigsten, hatten kaum was und die Kinder kamen trotzdem strahlend zu uns gerannt und wollten unsere Hände nicht mehr loslassen.


Danach durften wir mit einer Frau zusammen kochen. Das war wie ein mittelalterlicher Kochkurs, wir saßen (Höhe betrug gerade mal 1m) auf dem Boden einer kleinen (!) Hütte und schnippelten Zwiebeln, Knoblauch, Mango usw während die Frau ein frisch geschlachtetes Hühnchen zerhackte. Später durften wir auch  noch mit sehr instablien Kanus raus auf sehr schmutziges Seewasser fahren, was trotzdem mega cool war :)
Am Dienstag ging es mit dem TukTuk zu einer Schule, wo wir ein paar individuelle Geschichten von Jugendlichen und Kindern hörten und herumgeführt wurden. Wir hatten Zeit in die Unterrichte von verschiedenen Altersgruppen zu schauen und mit den Leuten dort zu reden.



Dann ging es auch noch zu einer anderen Schule, wo das Programm ziemlich gleich war! Die Kinder waren soo süß!!


Auch dort haben wir (wie man sieht) Luftballons aufgeblasen, Sticker verteilt, Ball- und sonstige Spiele gespielt etc :-)
Am Mittwoch sind wir 2-3 Stunden zu einem Dorf gefahren, wo die Menschen in noch schlimmeren Verhältnissen leben und absolut keine medizinische Versorgung haben. Allgemein mussten wir auch bei Kindern immer aufpassen, weil 80% von ihnen hatten Läuse und viele Menschen leideten unter Augeninfektionen. Wir aus der westlichen Welt waren da natürlich noch wahrscheinlicher dran an irgendwas zu erkranken als die Einwohner die im dort aufgewachsen sind.
Dort haben wir wieder unser Kinderprogramm durchgezogen, Kleinkinder auf den Armen gehalten, Luftballons aufgeblasen, Sticker verteilt, Gesichter mit Gesichtsfarbe bemalt, Seifenblasen etc.
Zum Mittagessen waren wir bei einer Familie in der Nähe eingeladen, die uns (ja wirklich) gegrillte Frösche serviert haben, unter anderem. Probiert haben wir jedoch trotzdem alle und ich kann sagen -  geschmacksneutral, während die Tarantelbeine eher nach Hühnchen geschmeckt haben. Und die goldene Regel war: nicht das Gesicht zu verziehen, auch wenn das Essen suuuuper scharf und die Toiletten wirklich eklig waren. Das war deren Heim und deren Leben, sie haben uns das Beste aufgetischt was sie hatten und da können wir sie ja nicht beleidigen...





Dazu bekam jeder eine Kokusnuss als Getränk, die zum Nachtisch dann aufgeschlagen wurde :-)
Abend haben wir an der Riverfront gegessen mit Blick auf den Fluss was toll war.
Daaaaann Donnerstag hatten wir wieder eine Auto (leider kein Tuktuk) fahrt zu einer abgelegenen Schule, wo wir den ganzen Tag verbrachten und mit 4 verschiedenen Klassen Spiele spielten und bastelten.





Eine von den Lehrerinen hat Charley, Ellie und mir nach dem Mittagessen die Haare geflochten und Lucas ist ausgerutscht und in Schlamm gefallen hihi
Es war unheimlich heiß und in den Klassenzimmern hat sich die Hitze noch mehr gestaut, am Ende des Tages waren wir alle mehr als am Ende!
Abend haben wir mit allen Mitarbeitern von allen Kirchen und Schulen gegessen in dem BBQ Lokal von der ersten Team Nacht, wo alle durchgemischt saßen und geplaudert haben.


Freitag war der letzte Tag, an dem Harry, Joy, Lucas, Charley und ich zu den Killing Fields gegangen sind, wo im Boden überall Knochen und Kleidungsfetzen rausgespitzt haben, die vom Regen aufgespult werden. Regelmäßig müssen Leute Körperteile und Kleidung einsammeln. War ganz schön heftig..
Lunch hatten wir dann im Hotel und danach ging es wieder zu der Kirche/Schule mit der Fähre. Ellie und Tante Anina haben den Morgen verbracht Instrumente und Zubehör zu kaufen, die wir dann mitbrachten und der Kirche spendeten. Dort durften wir auch Wasserbüffel reiten, naja mehr oder weniger reiten, eher mal draufsetzen und hoffen dass er dich nicht abwirft und umbringt :D

Abends haben wir noch ein paar von der ersten Kirche mit dem Jugendtreff zum Abendessen getroffen, weil ein Mädchen ihren 6ten Geburtstag gefeiert hat. Unser Team hat noch eine kleine Runde gehalten, in der wir die Woche nochmal mental durchgegangen sind und dann haben wir das Foto gemacht:

uns verabschiedet und unsere Sachen gepackt. Also alle außer Brett weil der blieb noch eine Woche in Kambodscha. Für alle anderen ging es am Samstag zurück nach Perth. Wir hatten sogar noch einen Stop am Singapur Flughafen, der richtig richtig cool war. Dort kann man seine Wartestunden nämlich mit Kino, Schmetterlinggarten, kostenlose Stadttour, Massagesessel, Wlan und haufenweise Computern, Sonnenblumen- und Kaktusgarten, Aquarium, Malecke, Snooze Lounge und sonstigen coolen Sachen verbringen. Also Leute merkt es euch: Wenn einen Zwischenstop dann bitte Singapur!
Der ganze Trip war total perfekt, das Land, die Menschen, die Architektur -  alles hat mir einfach richtig gut gefallen. Klar war da eine bestimmte Angst vor Krankheiten und Infektionen (die ersten drei Tage hab ich mich nicht mal getraut den Mund gescheit aufzumachen geschweige denn normal zu atmen - ja ich bin paranoid) aber im großen und ganzen sind wir alle gesund wieder nach Hause gekommen! Wir hatten jeden Tag der insgesamt 12 Tage volles und vielfältiges Programm, tolle Hotels und immer superliebe Menschen um uns!
Sobald ich die restlichen Bilder auch noch habe, werde ich noch ein paar hochstellen, weil Bilder einfach mehr sagen als 1000 Worte :-P

Ich wünsche euch einen wunderbaren Morgen, Nachmittag oder Abend, je nachdem! Bis bald :)

Charleston - "that‘s where I left my heart at"

Ein Satz, der von mir stammt. Hab ich ihm Gespräch zu einem Amerikaner auf Utila erwähnt und Jonas macht sich bis heute über die Aussage lus...