Montag, 24. Februar 2020

Durchfahrt Nicaragua und nahendes Ende einer perfekten Reise

Nicaragua ist ein Land auf das ich mich sehr gefreut hatte, das wir aber leider aus zeitlichen Gründen nur im Ansatz erleben konnten. Manche würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn wir berichteten, dass wir die Grenze von Honduras nach Nicaragua abends im Dunkeln per Anhalter überschritten haben. Grund hierfür sind zunehmend längere Transportwege und eine quasi unmögliche Vorausplanung. Zudem sind Strecken nicht nahtlos mit öffentlichem Verkehr erschlossen und gerade über die Grenze fahren keine Busse. Aber es hat alles gut funktioniert und wir wurden von unserem neuen Host gleich nach Einreise abgeholt. Francisco beherbergte uns eine Nacht auf seiner kleinen, super idyllischen Farm 20min von Somoto entfernt. Sein Familienleben und auch der Aufenthalt der Gäste unterliegt hauptsächlich einer Subsistenzwirtschaft und die Kühe, Hühner, Katzen, Hunde, Pferde und Esel laufen überglücklich über das gepflegte und traumhaft schöne Grundstück. Wir wurden dementsprechend mit landestypischen Mahlzeiten bestehend aus hauseigenen Eiern, Milch und Käse versorgt und auch der Honig war selbstgemacht. Der war bei unserer Abreise so gut wie leer.
Aufgrund von einer auftretenden Erkältung konnte ich leider nicht an der Somoto Canyon Tour teilnehmen, bei der die anderen von bis zu 10m tief ins Wasser gesprungen sind und anscheinend ein richtiges Abenteuer durchlebt haben. Ich habe mich derweil mit Honigtee und einem Buch gesonnt. 
Mit dem Chicken Bus ging es weiter Estelí. Als wir mit unserem Gepäck die Straßen auf der Suche nach unserem Hostel durchzogen, haben wir festgestellt, dass es wie eine Zigarettenschachtel riecht und uns darüber noch gewundert. Zwei Tage später wurde die Frage durch unseren Besuch zweier Tabakfabriken aufgelöst. Die zwei Nächte verbrachten wir im Luna International Hostel. Um 4.30 Uhr klingelte der Wecker für unsere Tagestour zu einem nahegelegenen Nationalpark mit drei Mädels aus Quebec. Die Fahrt im Chicken Bus war vermutlich die ungemütlichste bisher, da es eine unbefestigte Straße für eine 2h Fahrt in einem so überfüllten Bus war, dass unsere stehenden Körper an alle umliegenden gepresst wurden. Die fünfstündige Wanderung war dagegen sehr angenehm auf hauptsächlich ebenen Wegen ohne Steigung und zu einem eiskalten Wasserfall. Die Landschaft erinnerte teilweise an Kuhweiden in Österreich, Parks in Kanada und Bäume mit Spanish Moss wie ich es aus Charleston kenne. Almuerzo gab es bei einer kleinen Familie, die das best ausgestatteste Heim hatten, das ich in solchen Gegenden bisher gesehen habe. Das Plumpsklo im Garten war sauber und Klopapier und einen Mülleimer daneben und das Waschbecken draußen war mit Seife versorgt. 
Die Tour durch die Tabakfabriken war super interessant! Auch wenn ich nicht der größte Fan von Zigarren bin war es cool zu sehen, welche einzelnen Phasen die Herstellung durchläuft. In einem dreiteiligen Prozess wird die Zigarre aus den 8 Monaten getrockneten Tabakblättern gedreht. Meistens übernehmen Männer die inneren zwei Schichten und Frauen aufgrund von Sorgfältigkeit und Fingerspitzengefühl die dritte Schicht, die die Blätter zusammenhält und für Ästhetik sorgt. Alle Arbeiter haben zügig und genau gearbeitet. Der schnellste Mitarbeiter mit der besten Qualität schafft 400 Zigarren an einem Tag und jede Zigarre wird mit einem Cortoba belohnt. Das entspricht circa 3 Cent. Die Fabrik stellt extrem viele verschiedene Zigarrentypen her und verkauft individuell an viele bekannte Zigarrenfirmen. Das Logo der eigenen Fabrik Tabacalera Flor de San Luis tritt hierdurch komplett in den Hintergrund und den Zigarren wird die großzügige Gewinnmarge der Großunternehmen aufgeschlagen. 
Die Stadt León war für Jonas und mich der letzte Ort unserer Reise. Da die Anfahrt längere Zeit als vermutet in Anspruch nahm und wir auch noch die Weiterfahrt organisieren mussten, haben wir leider auch nicht mehr allzu viel von der Stadt gesehen. Den letzten Abend mit Vanny und Nico verbrachten wir mit ein paar Bierchen, Billard und einer intensiven Unterhaltung über den Coronavirus. Der Abschied um 4 Uhr morgens fiel uns alles sehr schwer. 
Jonas und ich waren einen gesamten Tag in Bussen unterwegs von León nach San Jose in Costa Rica. Dort suchten wir uns ein einfaches Hotel, weil am nächsten Tag unser Flug ging. Ein gemütliches Frühstück aufs Haus gönnte uns ein Restaurant-Besitzer, vermutlich mit Sympathie und dem vergessenen Frappe zu begründen. Und ein relativ flüssiges Gespräch auf Spanisch über Herkunft, Arbeit und Gehalt mit der Hotelrezeptionistin war für mich ein kleines Highlight. Hoffentlich schaffe ich es irgendwie am Ball zu bleiben mit der Sprache.

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