Sonntag, 24. November 2019

Kuba: natürliche Vielfältigkeit und politische Andersartigkeit

Man kann Destinationen, Kulturen und Länder eigentlich nie wirklich miteinander vergleichen, aber Kuba wird nochmal in eine andere Dimension katapultiert. Ein super spannendes und interessantes Land, das so viel zu bieten hat: reichhaltig an Geschichte, wunderschöne und vielfältige Natur, tolle Städte und eine so andere Politik. 

Ich hätte mir vorher denken können, dass es die perfekte Destination für mich ist: Altbauten in Pflastergassen mit Pflanzen besetzten Balkonen, Oldtimer in allen Formen, Farben und Zuständen, Lebensweisen, die sich auf das Wesentliche und Wichtige beschränken, eine atemberaubende Natur von Paradiesstränden, über klare Wasserfälle zu tropischen Wäldern und der politisch verzweifelte Versuch, ein gerechtes System zu stemmen, das allen Menschen die gleichen Möglichkeiten bietet.
In Kuba ist nichts selbstverständlich. Rein gar nichts. Der wöchentliche Einkauf kann nicht geplant werden, da die Regale jeden Tag anders gefüllt bzw. meist auch einfach leer sind. So ziemlich alle Importe sind instabil und vor allem die USA spielt in der Hinsicht Kuba auch oft aus. Vor kurzem gab es eine Zeit lang kein Öl, worauf die Straßen fast leer waren und Reisen abgesagt werden mussten, weil kein Benzin und Diesel für Autos zur Verfügung stand. Auch auf einfache Versorgungsmittel wie Getränke, besonders Flaschenwasser, ist kein Verlass. Und einen Internetzugang gibt es hauptsächlich nur an wenigen öffentlichen Plätzen und muss stundenweise gekauft werden. Die einzigen sicheren Güter (hallo bestätigte Vorurteile) sind Rum, Zigarren und saisonales Obst und Gemüse. 
Klassisch leeres Regal im kubanischen 'Super'-markt
So wie bei der Ankunft in der Dom Rep waren Nico und ich anfangs richtig überfordert und durchlitten einen kleinen Kulturschock. Carmen hat es ziemlich gut auf den Punkt gebracht: der Unterschied zwischen Reisen und Urlaub. Reisen ist intensiv, und ein einhergehende "Kulturschock" ist normal. Meine Begeisterung für das Land in somit über die gesamten 2,5 Wochen exponentiell gestiegen. Die Kuba-Expertin Carmen hat uns eine kleine Route zusammengestellt bzw. mir, weil Nico mir nur noch die erste Woche Gesellschaft leisten würde. In Kuba übernachten Touristen in Casa's, die von einheimischen betrieben und nächteweise vermietet werden. Der Transport erfolgt üblicherweise über Taxi Collectivos, sprich Gemeinschaftstaxis, die zu allem Glück meist Oldtimer waren. 

Casa in Havanna

Trinidad: Der erste Stop unserer Kuba-Rundreise. Ein super kleines Dorf, das hauptsächlich aus kunterbunten Häuserreihen mit Dachterrassen besteht, die zumeist durch nicht instandgehaltene Pflasterstraßen getrennt werden. Auf den Straßen sieht man nicht nur in Trinidad, sondern in ganz Kuba zu 80% nur Oldtimer und vor allem in Trinidad wurde man sich des alltäglichen Gebrauchs von Pferden bewusst. In Kuba sind Pferde vollkommene Nutztiere. Einen Tag wurden wir durch die Valle de los Ingenios gefahren. Das ist ein riesiges Gebiet, das mit den Zuckerplantagen damals das Zentrum der kubanischen Zuckerindustrie war. Einen weiteren Tag ist Nico tausend Tode auf dem Rücken eines Pferdes gestorben, da wir einen Reitausflug zu einem Wasserfall gebucht haben. Unser Strandtag fiel leider aufgrund des windigen und Nieselregenwetters sehr bescheiden aus und wir tranken stattdessen Cuba Libre an der Strandbar. Nicht dass das der einzige Tag gewesen wäre an dem wir uns mit dem Staatsgetränk vertraut gemacht hätten. 

Valle de los Ingenios








Cienfuegos: Nico und ich waren uns bei Ankunft sicher, dass dieser zweite Stop unserer Reise ein neues Temperaturmaximum barg. Wir verwandelten uns innerhalb von Minuten zu Wasserfällen und das schränkte unsere Stadterkundungstour ein - und reduzierte sie zu einem einzigen Besuch bei einem kleinen Café für einen Frappuccino. Und der war super.
Nachdem Nico abreiste und unsere Wege sich somit trennten, organisierte ich mir einen Tour zu dem Wasserfall El Nicho. Ein richtig schöner Ort, an dem man durch Wälder läuft, Wasserfälle anschaut und am Ende auch in und unter dem primären badet. Ich machte eine Bekanntschaft mit einem französischen Pärchen, mit denen ich die darauffolgende Woche noch viel Zeit verbringen würde. 

 

Playa Giron: Gerade groß genug um als Kaff bezeichnet werden zu können. Aber dieser kleine Ort hat sofort mein Herz erobert mit seiner Ruhe, dem schönen Strand Los Cocos und den nahegelegenen Schnorchel- und Tauchparadiesen. Mit meinem von der Casa gemietetem Fahrrad tuckerte ich friedvoll durch die gefühlt verlassenen Straßen. Das französische Pärchen überredete mich, mit ihnen in Punta Perdíz tauchen zu gehen. Für nur 60€ wurden wir über zwei Tauchgänge hinweg durch die schönsten Korallen geführt. Ein echt krasses Erlebnis. In Caletta Buena schnorchelte ich am nächsten Tag dann auch noch ein wenig herum und genoss pausenlos die strahlende Sonne und das klarblaue, salzige Meerwasser.






Viñales: In Viñales traf ich auf Carmen, eine alte Mitbewohnerin und Tourismusstudiumsabsolventin aus Worms, die derzeit unter einem Arbeitsvertrag in Havanna arbeitet. Viñales ist ein süßer, kleiner aber touristenüberladener Ort gelegen in einem wunderschönen Tal. Am ersten Abend dort sind wir zu einem Restaurant mit einem Ausblick gefahren, wo wir ein Nationalgericht namens Ropa Vieja gegessen haben und die untergehende Sonne die kleinen grünen Berge aus Karstgestein und die roten Tabakfelder beleuchtet hat. Einen Tag sind wir zu Cayo Jutias gefahren, einer wunderschönen Halbinsel mit Traumstrand und den anderen Tag sind wir auf eigene Faust 3 Stunden wandern gegangen zwischen Bergen, über Felder und durch eine Höhle. 









Havanna: Die historische Hauptstadt Kubas. Eine Woche habe ich in dem Stadtviertel Vedado in Carmen's Appartement genächtigt. Ich hab mir zwei Strandtage am Playa Santa Maria und einen Tag an einem Hotelpool in der Innenstadt eingeräumt. Die restlichen Tage habe ich selbstverständlich die Stadt erkundet - mit Taxi Collectivos, Hop On-Hop Off Bus und zu Fuß. Besonders gefallen haben mir Cafés und Restaurants in abgelegenen Orten, die prächtige Universität Havanna's, die Aussicht von Casa Blanca und die Altstadt. Das frisch renovierte Kapitol erstrahlte tagsüber in einem tiefen Gold und wurde nachts von Lichtern erleuchtet. Kulinarisch war die Woche wundervoll. Und ich habe die schönsten, leckersten und zugleich billigsten Cocktails aufgetischt bekommen. 
















Ja, Kuba war großartig! Eine Schönheit und Herausforderung zugleich.

Charleston - "that‘s where I left my heart at"

Ein Satz, der von mir stammt. Hab ich ihm Gespräch zu einem Amerikaner auf Utila erwähnt und Jonas macht sich bis heute über die Aussage lus...