Dienstag, 25. Februar 2020

Charleston - "that‘s where I left my heart at"

Ein Satz, der von mir stammt. Hab ich ihm Gespräch zu einem Amerikaner auf Utila erwähnt und Jonas macht sich bis heute über die Aussage lustig. Nicht inhaltlich, sondern einfach wegen der Formulierung und meiner übertriebenen Aussprache.

Mir ist aufgefallen, dass ich meine langen Reisen meistens mit einem Vorstopp beende - ein familiärer Ort bevor es komplett in die Heimat zurück geht. Eine sehr schlaue Idee, da dadurch der Schock gedämpft wird. Die Post-Reise-Depression fällt dadurch geringer oder gar nicht aus. Aber es muss ein Ort sein, an dem man sich auf eine gewisse Weise zuhause fühlt und man gleichzeitig auch noch im Urlaub ist. Kanada und Charleston fallen für mich perfekt in diese Kategorie. 

Seit Utila war mein Kopf nur noch durcheinander mit dem Hinterherkommen zu realisieren wo wir gerade waren und welches Datum wir haben. Ich musste jedes Mal und beim Rückflug ständig wirklich lange darüber nachdenken in welcher Stadt wir gerade waren. Manchmal sogar in welchem Land!!! Von San José in Costa Rica sind wir über Charlotte nach Charleston geflogen mit American Airlines, aber den zweiten Flug haben wir aufgrund einer Verspätung des ersten verpasst. American Airlines machte uns direkt am Check-In darauf aufmerksam und organisierte uns einen neuen Flug, Transport, Essensgutschein und eine Übernachtung im Ramada-Airporthotel. Bevor wir uns mit in Plastik verpackten fettigem Essen vollstopfen und in einem gemütlichen Kingsize-Bett aufs Ohr legen konnten, nahm die amerikanische Einreisebehörde mich total auseinander mit Fragen und einem ‚Secondary Scanning‘. Ist mir süßen blonden Mädchen noch nie passiert-was hat Mittelamerika mit mir gemacht?!

Charlotte Skyline
In Charleston haben Jonas und ich zwei Wochen bei Dennis gewohnt. Wir haben die Zeit komplett entspannt gelebt, haben Poker gespielt, ausgeschlafen, geshoppt, ich hab Jonas Charleston und seine schönsten Orte gezeigt, wir sind gut essen und spaßig feiern gegangen und waren ein paar Male bei der Babysitting-Familie. Ich habe vergessen wie chaotisch diese sein können und habe mich erinnert, als Jonas und ich schick angezogen am Abend einer Hochzeit an deren Küchentisch mit Takeaway-Boxen voller Hochzeitsessen saßen und angestoßen haben, nachdem wir die zwei Mädels ins Bett gebracht haben. Meine Rolle als Gast wurde nie definiert und ich glaube die Familie hat nicht drüber nachgedacht, dass sie Babysitter für den Abend brauchten. 
















Wir haben es zu zwei College Basketball Spielen geschafft, haben ein wenig gearbeitet und waren in dem wunderschönen Cypress Gardens. Der Ort, an dem auch ein paar Szenen für den romantischen Film ‚The Notebook‘ gedreht wurden. Als wir eine Route von 40min mit dem kleinen Boot entlangpaddelten begegneten wir Unmengen an Schildkröten und einer großen Alligatoah-Mama mit 17 Babys. Eins davon sprang direkt vor unserem Boot ins Wasser. 






Mit einem Mietwagen fuhren wir von Charleston nach Atlanta, wo wir noch zwei Nächte in einem AirBnB verbrachten. Die Tage füllten sich mit Sightseeing, wieder sehr gutem Essen, dem Martin Luther King Jr. Denkmal und einem Besuch in ‚The World of Coca Cola‘. 











Der Heimflug zog sich für uns noch einmal ein wenig in die Länge. In Atlanta machten wir die Nacht bis zum ersten Flug durch um die Unterkunftskosten zu sparen, flogen dann nach Chicago um dort bis abends durchzuhalten und im Flug nach Portugal waren wir durch die Übermüdung wie ausgeknocked und wurden nur zu den Mahlzeiten geweckt. In Frankfurt angekommen wurde Jonas von seinen Eltern abgeholt und ich fuhr mit dem Nachtbus zur Katha nach München. 


Zu Beginn meiner Reise bin ich davon ausgegangen, dass ich 4 Monate vor mir hatte in mir zu wachsen. Zeit für Zeichnen, Lesen, Yoga, Sport, Schreiben - einfach viel Zeit. Aber man unterschätzt wie ereignisreich das Reisen ist und letztendlich hab ich kaum etwas von diesen Dingen geschafft. 

Nachdem ich nun in Wasserfällen gebadet, mit Haien und Schildkröten geschwommen, auf aktiven Vulkanen gewandert und am höchsten Punkt Zentralamerikas gestanden bin, stehe ich nun wieder im vertrauten, kalten Deutschland. Während mein Körper angekommen ist, zieht sie Seele noch nach. Aber es ist schön wieder da zu sein und ich freue mich auch auf den Alltag mit Freunden und Familie. 

Montag, 24. Februar 2020

Durchfahrt Nicaragua und nahendes Ende einer perfekten Reise

Nicaragua ist ein Land auf das ich mich sehr gefreut hatte, das wir aber leider aus zeitlichen Gründen nur im Ansatz erleben konnten. Manche würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn wir berichteten, dass wir die Grenze von Honduras nach Nicaragua abends im Dunkeln per Anhalter überschritten haben. Grund hierfür sind zunehmend längere Transportwege und eine quasi unmögliche Vorausplanung. Zudem sind Strecken nicht nahtlos mit öffentlichem Verkehr erschlossen und gerade über die Grenze fahren keine Busse. Aber es hat alles gut funktioniert und wir wurden von unserem neuen Host gleich nach Einreise abgeholt. Francisco beherbergte uns eine Nacht auf seiner kleinen, super idyllischen Farm 20min von Somoto entfernt. Sein Familienleben und auch der Aufenthalt der Gäste unterliegt hauptsächlich einer Subsistenzwirtschaft und die Kühe, Hühner, Katzen, Hunde, Pferde und Esel laufen überglücklich über das gepflegte und traumhaft schöne Grundstück. Wir wurden dementsprechend mit landestypischen Mahlzeiten bestehend aus hauseigenen Eiern, Milch und Käse versorgt und auch der Honig war selbstgemacht. Der war bei unserer Abreise so gut wie leer.
Aufgrund von einer auftretenden Erkältung konnte ich leider nicht an der Somoto Canyon Tour teilnehmen, bei der die anderen von bis zu 10m tief ins Wasser gesprungen sind und anscheinend ein richtiges Abenteuer durchlebt haben. Ich habe mich derweil mit Honigtee und einem Buch gesonnt. 
Mit dem Chicken Bus ging es weiter Estelí. Als wir mit unserem Gepäck die Straßen auf der Suche nach unserem Hostel durchzogen, haben wir festgestellt, dass es wie eine Zigarettenschachtel riecht und uns darüber noch gewundert. Zwei Tage später wurde die Frage durch unseren Besuch zweier Tabakfabriken aufgelöst. Die zwei Nächte verbrachten wir im Luna International Hostel. Um 4.30 Uhr klingelte der Wecker für unsere Tagestour zu einem nahegelegenen Nationalpark mit drei Mädels aus Quebec. Die Fahrt im Chicken Bus war vermutlich die ungemütlichste bisher, da es eine unbefestigte Straße für eine 2h Fahrt in einem so überfüllten Bus war, dass unsere stehenden Körper an alle umliegenden gepresst wurden. Die fünfstündige Wanderung war dagegen sehr angenehm auf hauptsächlich ebenen Wegen ohne Steigung und zu einem eiskalten Wasserfall. Die Landschaft erinnerte teilweise an Kuhweiden in Österreich, Parks in Kanada und Bäume mit Spanish Moss wie ich es aus Charleston kenne. Almuerzo gab es bei einer kleinen Familie, die das best ausgestatteste Heim hatten, das ich in solchen Gegenden bisher gesehen habe. Das Plumpsklo im Garten war sauber und Klopapier und einen Mülleimer daneben und das Waschbecken draußen war mit Seife versorgt. 
Die Tour durch die Tabakfabriken war super interessant! Auch wenn ich nicht der größte Fan von Zigarren bin war es cool zu sehen, welche einzelnen Phasen die Herstellung durchläuft. In einem dreiteiligen Prozess wird die Zigarre aus den 8 Monaten getrockneten Tabakblättern gedreht. Meistens übernehmen Männer die inneren zwei Schichten und Frauen aufgrund von Sorgfältigkeit und Fingerspitzengefühl die dritte Schicht, die die Blätter zusammenhält und für Ästhetik sorgt. Alle Arbeiter haben zügig und genau gearbeitet. Der schnellste Mitarbeiter mit der besten Qualität schafft 400 Zigarren an einem Tag und jede Zigarre wird mit einem Cortoba belohnt. Das entspricht circa 3 Cent. Die Fabrik stellt extrem viele verschiedene Zigarrentypen her und verkauft individuell an viele bekannte Zigarrenfirmen. Das Logo der eigenen Fabrik Tabacalera Flor de San Luis tritt hierdurch komplett in den Hintergrund und den Zigarren wird die großzügige Gewinnmarge der Großunternehmen aufgeschlagen. 
Die Stadt León war für Jonas und mich der letzte Ort unserer Reise. Da die Anfahrt längere Zeit als vermutet in Anspruch nahm und wir auch noch die Weiterfahrt organisieren mussten, haben wir leider auch nicht mehr allzu viel von der Stadt gesehen. Den letzten Abend mit Vanny und Nico verbrachten wir mit ein paar Bierchen, Billard und einer intensiven Unterhaltung über den Coronavirus. Der Abschied um 4 Uhr morgens fiel uns alles sehr schwer. 
Jonas und ich waren einen gesamten Tag in Bussen unterwegs von León nach San Jose in Costa Rica. Dort suchten wir uns ein einfaches Hotel, weil am nächsten Tag unser Flug ging. Ein gemütliches Frühstück aufs Haus gönnte uns ein Restaurant-Besitzer, vermutlich mit Sympathie und dem vergessenen Frappe zu begründen. Und ein relativ flüssiges Gespräch auf Spanisch über Herkunft, Arbeit und Gehalt mit der Hotelrezeptionistin war für mich ein kleines Highlight. Hoffentlich schaffe ich es irgendwie am Ball zu bleiben mit der Sprache.

Charleston - "that‘s where I left my heart at"

Ein Satz, der von mir stammt. Hab ich ihm Gespräch zu einem Amerikaner auf Utila erwähnt und Jonas macht sich bis heute über die Aussage lus...