Sonntag, 2. Februar 2020

Honduras - Entspannung statt Kriminalität

Honduras ist neben El Salvador auch ein Land, das vom Bundesministerium mit einem Sicherheitsrisiko von 4 aus 6 bewertet wird. Ich muss sagen, wir hatten alle schon Angst und Respekt bei der Einreise. Aber wir wurden von dem Land und den Menschen in jeglicher Hinsicht echt überrascht. Alle waren so freundlich und wir haben nicht eine einzige unangenehme und verunsichernde Erfahrung gemacht. Provoziert haben wir natürlich auch nichts. Trotzdem nahmen die Menschen uns als Ausländische mehr war - man wurde des öfteren angestarrt und Männer verhielten sich gegenüber Vanny und mir ein wenig offensiver. 

Der Grenzübergang von El Salvador nach Honduras verlief irgendwie spektakulärer und bewegter als sonst. Erst einmal sind wir über die Grenze selbst, von einem Migrationsbüro zum Nächsten, mit dem Fahrrad kutschiert worden. Des Weiteren spielte das Kollektivtaxi auf der Honduras-Seite gleich nach dem Übergang bahnbrechend und trommelfellsprengend laut The Final Countdown. Hallo Honduras, wir sind da.
Nach einem langen Anreisetag kamen wir in der kleinen Stadt von Copan an. Das Hostel Berekah bot uns gemütliche Matratzen und einen Billardtisch, dessen Präsenz wir gleich für uns nutzten und ich gleich zweimal in Folge die schwarze Kugel im Finale ins falsche Loch versenkt habe. Am Abend erkundeten wir die Stadt und aßen spottbillig in einem kleinen einfachen Restaurant. Nicht mal einen Euro kostete meine mit Bohnen, Ei und Käse gefüllte Quesadilla (auch Baleada genannt, ein Nationalgericht). Ja, mittlerweile vermisse ich am meisten Gemüse- und Vitaminreiche Mahlzeiten! Trotz dem relativ ausgebauten Gemüse- und Obstanbau kriegt man hier nur Street Food reich an Zucker, Öl und Mehl. 
Baleada
Bevor wir am nächsten Morgen wieder aufbrachen, erkundeten wir noch das Gelände der Copan Ruinen. Eine großflächige Maya-Tempelanlage mit den unterschiedlichsten Figuren und Kalligraphien. Besonders fasziniert hat mich die Artenvielfalt dort. Zeitweise umflogen 20 knallfarbige Papageien unsere Köpfe und wir waren ganz verrückt danach die starken Rot, Gelb und Blautöne auf Bildern festzuhalten. 
Ein weiterer langer Reisetag mit Schlaglöcher-übersähten Straßen brachte uns über San Pedro Sula (anscheinend eine der gefährlichsten Städte Zentralamerikas) zum Lago Yojoa. Das D&D Brewery Hostel ist sehr zu empfehlen: eine verwachsene Anlage mit kleinen Häuschen verbunden durch Kiessteinwege. Das Restaurant ist zwar preislich etwas höher in Relation zu sonstigen Honduras-Preisen, umgerechnet aber immer noch stabile 5€-Mahlzeiten. Wir haben volle 3 Tage dort verbracht, die wir ganz entspannt mit viel günstigem Essen, einem Job-Bewerbungstag am Computer in Peña Blanca, in der Hängematte mit FaceTime oder einem Buch und ein paar Wanderungen füllten. Das Reservat um die Ecke ist super schön hergerichtet und man kann die alte Kaffee- und Kakaoplantage gemütlich entlangschlendern und die Aussicht genießen. Weitere 5 Stunden wanderten wir in einem Nationalpark mit Wasserfällen, Dschungelambiente, schönen Aussichtspunkten und angeblich auch Pumas.
Hostel D&D Brewery
Fleißige Ameisen
Typisches Essen zu jeder Tageszeit
Auf dem Weg nach Utila, einer Insel im Norden Honduras, traf ich auf Jonas an einem Busbahnhof in San Pedro Sula. Zusammen werden wir die Reise beenden. Die 5 Tage auf Utila waren nicht gerade mit gutem Wetter gesegnet: allein die Fährenfahrt hat sich angefühlt wie ein Unwetter auf hoher See und die Fahrt endete kurz bevor meine Übelkeit ihren Höhepunkt erreichen konnte. Auf der Insel wird nur gekifft, getrunken und getaucht und wir erfüllten kein Kriterium. Okay zwei Abende ein wenig tanzen zu Reggaeton und Rum Cola. Aber nicht in dem Ausmaß wie es unter den Einheimischen und auch den Besuchern normal zu sein scheint. Wir genossen das Inselfeeling und nisteten uns bei unseren Stammorten ein: die ABC-Bakery hat echt total leckeres Gebäck und wir brachten fast jeden Morgen Vanny und Nico eine Zimtschnecke mit Zuckerguss mit. Ein Eiskaffee oder Smoothie bei Munchies mit zeitaufwendigen Gesprächen folgte einem Baleadas-Frühstück und auch zum Abend schauten wir gerne in demselben Restaurant vorbei. Shrimps-Baleadas. Und nein, nach Baleadas morgens, mittags und abends hab ich sie immer noch nicht satt. Ein Highlight war der Garten eines verrückten Yoga-Lehrers, der alle Formen und Farben von Glas einschippen lässt und sein gesamtes Grundstück damit tapeziert. Ein total schöner und skurriler Ort. 
Wir verließen die Insel an dem ersten sonnigen Tag und nahmen einen Bus in die Hauptstadt Tegucicalpa. Die Fahrt nahm einen gesamten Tag in Anspruch, aber zu dem Zeitpunkt war der entspannte Gammelmodus sowieso schon aktiviert und die Busfahrten waren wieder mit vielen Gesprächen und guter Laune gefüllt. Das Palmira Hostel bot uns eine super schöne Dachterrasse mit Hängematten, Lichterketten und einem Blick über die Stadt. Da wir nur eine Nacht blieben kann ich nur bedingt meinen Eindruck über die Stadt festhalten - die zentrale Frage ist die nach Sicherheit. Keine Ahnung. Anscheinend gibt es keine großen Gang-Aktivitäten, weil militärisch alles unter Dach und Fach gehalten wird. Bedeutet aber auch Soldaten mit riesigen Waffen an vielen Straßenecken. Die Stadt hat nur wenige „schöne“ Ecken, also generell sehr heruntergekommen und die ungerechte Armutsverteilung ist schon sehr offensichtlich. Der Ausblick von der Statue Cristobal de Picachu ist der absolute Hammer und lohnt sich auf jeden Fall.
Aussicht von Hostel Rooftop

Unser Honduras-Abgang war nicht ganz so elegant wie der Auftritt: wir mussten jeweils mit 20 Kilo bepackt in praller Hitze durch die semi-sicheren Straßen 40 Minuten zum Busterminal laufen. Wir hätten auch für 2€ pro Person ein Taxi nehmen können. Aber gut, es sind die kleinen Ausgaben, die sich schnell summieren. Und dort angekommen stürzten mindestens 6 Männer auf uns, rissen uns hin und her und redeten auf uns ein im Kampf um Kunden. Lediglich wollte jeder von ihnen, dass wir in ihren Bus stiegen. Die Szene war so seltsam dass ich einfach nur kopfschüttelnd stehengeblieben bin.

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