Montag, 30. Dezember 2019

Belize: Herzliche Mini-Nation, Dschungel-Nationalparks und Tiervielfalt

Belize hat unser Herz berührt sobald wir über die Grenze gekommen sind. Die Menschen hier sind das herzlichste Volk, dem ich je begegnet bin. Die werfen einem die Gottes-Segen-Grüße von der anderen Straßenseite entgegen ohne, dass die Blicke sich überhaupt getroffen haben. ‚Enjoy my country’ hat man oft gehört. (Übrigens genau wie „Yeah Man“). Tun wir!! Das Land an sich ist mini und viele wissen gar nicht, dass es existiert. Oder denken es liegt in Afrika. Falsch - hier liegt es: 

Ganz Belize wirkte für mich anfangs irgendwie wie ein einziges Dorf - liegt gar nicht so fern, wenn man in Betracht zieht, dass das Land nicht mal (!) 400.000 Einwohner hat. Die Infrastruktur ist sehr einfach - aber wirkt vollkommen ausreichend. Die Amerikaner versorgen das Land sichtlich mit reichlich Autos und durch die ganzen fetten Range Rover, Dodge, Jeep, GMC und Chevrolet, die die Straßen füllen, wirkt das Land zeitweise allgemein ein wenig amerikanisch. Auch der vorweihnachtliche Contest des „am weihnachtlich geschmücktesten Hauses“ in Orange Walk Town trug zu diesem Eindruck bei. Die Städte an sich sind teilweise sehr asiatisch angehaucht (Restaurants, Supermärkte etc), was daran liegt, dass die Chinesen das Land anscheinend als Sprungbrett nach Mexiko oder in die USA nutzen. Insgesamt wirkte Belize auf mich wie ein Land mit einem ausgewogenen Mix aus allen Hautfarben und Nationalitäten. Ich konnte bis zum Ende nicht wirklich beurteilen, an welchem Aussehen man die Locals festmachen kann. Macht das Land irgendwie noch attraktiver - gibt einem ein Gefühl von Gemeinschaft und "einer Welt". 
Ein weihnachtlich geschmuecktes Haus
Im sogenannten ‚Chicken Bus‘ (alte, amerikanische Schulbusse die von den Locals günstig für den öffentlichen Transport genutzt werden) sind wir von Mexiko über die Grenze und nach Orange Walk Town gefahren - unserem ersten Stop in Belize. Rickys Hostel ist glaube ich nicht nur eine hervorragende, sondern die einzige Unterkunftsempfehlung für Backpacker in dieser Stadt. 
Chicken Bus
Rickys Hostel
Im Bus kamen wir mit einem 80-jährigen Mexikaner ins Gespräch und der lud uns abends zu seiner Familie ein. Nachdem er ab Ankunft 2h vor seiner Haustür auf uns gewartet hat,  erzählten sie uns bei heißer Schokolade sehr viel über die mexikanische und belizianische Kultur. Den Tag darauf kochten sie typisch mexikanisch für uns (Mole Poblana - Hähnchen mit einer dicken, schokaldig-würzigen Soße) und wir plauderten noch weiter über einen Kaffee zum Nachtisch. Mit ihrem Panzerauto fuhren sie uns gut 45min durch die gesamte Stadt, zeigten uns Schulen, Viertel und Besonderheiten und ließen uns richtig in das dortige Leben eintauchen. 

Für einen Tag buchten wir uns eine Lamanai-Tour. Mit dem Motorboot und zehn weiteren Personen fuhren wir gut 2 Stunden den Fluss entlang und uns wurden sehr viele verschiedene Tier- bzw. vor allem Vogelarten gezeigt. Ich kann mit Vögeln nur begrenzt viel anfangen, aber mich haben das Krokodil, die orangenen riesigen Leguane und der „Jesus-Christ-Lizzard“, der seinem Namen durch den Überwasserlauf verdient hat, begeistert. Auf Lamanai selbst haben wir noch schwarze Affen und Maya-Bauten bestaunen dürfen, zu denen uns der sympathische Tourguide reichlich viel erzählt hat. Die Aussicht von dem ‚High Temple‘ war unbezahlbar! Die Tour war total rund und schön, und war das Geld auf jeden Fall wert!
Ich sehe was was du nicht siehst... und das kommt hoffentlich nicht näher
Weiterhin haben wir dem Crooked Tree National Park einen Besuch abgestattet. Der Park ist aber wieder eher was für Vogelbegeisterte und wir sind einfach nur super lange herumgewandert. In der Mittagssonne. Hitze. Schwitze. Begleitet wurden wir von Chico, dem treuen Hund der uns einfach irgendwann zugelaufen ist. Bis zum Schluss habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass uns Chico verteidigen würde, falls uns einer dieser aggressiven Kläffer in den umliegenden Häusern wirklich ernsthaft angreifen sollte (waren ein paar heikle Situationen dabei). Belohnt haben wir uns mit einem grandiosen Mittagessen und einer süßen Limonade bei Cravings, einer wie eine Bushaltestelle aussehende Imbissbude, wo eine Frau einfach kocht und das Mittagessen verkauft. Ein sehr einfaches aber absolut fabelhaftes ‚Restaurant‘. Unser Rückweg bestand zu meiner großen Begeisterung aus Trampen auf der Ablage eines Pick-Up-Trucks. 
Weiter ging der Weg über Belize Stadt (ohne Aufenthalt) und mit der Fähre nach Caye Caulker. Diese überschaubare Insel trägt lebend das Motto „No shoes, no shirt, no problem“ und ist überall mit ‚Go Slow‘'S kennzeichnet. Insgesamt hat uns Caye Caulker sehr an Isla Holbox in Mexiko erinnert. Hier blieben wir zwei Nächte im Dirty McNasty‘s Party Hostel in einem voll ausgebuchten 16-Bett-Schlafsaal. Vanny und ich die einzigen Frauen. Halleluja. Das Hostel verlieh gratis Kanus, und die Gelegenheit packten wir bei den Hörnern und paddelten in den Sonnenuntergang und an Coco Beach. 
Dirty McNastys Party Hostel

Durch das Hostel bzw. unser volles Zimmer lernten wir viele neue Leute kennen und die begleiteten uns auf eine Schnorcheltour. Neben schönen Korallen und großen, kleinen und bunten Fischen war es das absolute Highlight mit Haien und Stachelrochen zu schwimmen. Dadurch, dass ein Mädchen davor von einem Hai in die Finger gebissen wurde, als sie diesen undurchdachterweise beim füttern streichelte, wurde das Adrenalin in uns nochmal stärker entfacht. War ein echt aufregendes und surreales Erlebnis! Zeitweise waren wir von mindestens 30 Haien umringt. 
Von Caye Caulker haben wir uns am letzten Abend mit einer Full Moon Party verabschiedet, die mit LiveBand Open-Air direkt am Meer stattfand. Mit unseren neuen Hostelfreunden tanzten wir barfuß und ausgelassen bis zum Ende der Party. 
In Hopkins sind die Hunde zwar zahm, die Moskitos jedoch ganz und gar nicht. Unsere Fahrer dort waren fast schon zu entspannt drauf, stimmten mit einem „Yeah man“ jeder banalsten Aussage zu und sangen zu den obszönen Texten von Dancehall-Musik mit. Generell wirkten oder vielleicht waren alle hier durchgehend bekifft. Das Funky Dodo Hostel beherbergte uns für 3 Nächte und ermöglichte uns einen Ausflug von dort ins Cockscomb Basin Wildlife Sanctuary. Dort wanderten wir einige Stunden durch den Dschungel zu wunderschönen Aussichtspunkten und erfrischenden Wasserfällen. Auf unseren Wegen begegneten wir leider keinen Jaguaren und Affen (wie wirklich erhofft!) aber glücklicherweise auch keinen Spinnen, Schlangen und Touristen. 
Der am letzten Tag in Hopkins auftretende Regen verfolgte uns weiter nach Palencia. Dieser winzige Ort auf einer Landzunge wirkt wie eine Ferienanlage, bei der viele kleine Ferienhäuschen durch Sand und Fußwege miteinander verbunden sind. Ein Streetfood Ort an der Straße versorgte uns mit den besten Burritos und Tutti Frutti mit dem besten Eis. So cremig. Den Rest der Zeit spazierte ich den Strand entlang und las mein Buch in der Hängematte. Not complaining.
Auch in San Ignacio hatten wir nicht mehr Glück mit dem Wetter. Das Old House Hostel ließ uns jedoch richtig wohl fühlen und fast den Nieselregen und die graue Wolkendecke vergessen. Nur an unserem Ausflug mit dem Mietwagen durch den Mountain Pine Ridge Forest Reserve wurden wir uns der Wetterlage mehr als bewusst. Sagen wir mal so: mit Vollversicherung, 4-WheelDrive und Sonnenschein wäre der Tag nicht halb so spannend gewesen. Letztendlich blieben wir weder stecken, noch bauten wir einen Unfall und der Tag war super schön. Die Fahrt alleine war abenteuerlich und wir haben alle mitgefiebert, die Wasserfälle sehr unterschiedlich und richtig toll und das Rio Frio Cave war echt krass beeindruckend! Auch hier begegneten wir wieder keinem Jaguar im Dschungel. Aber wir hörten diesmal die Brüllaffen brüllen
Belize ist so ein absolut friedliches und auf so viele Arten sympathisches Land und in meiner Traumwelt habe ich dort schon ein Hostel aufgemacht. 

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